Tilo Jung über politischen Journalismus auf YouTube: „Politik anders rüber bringen"
17 Sep, 2021 – Lesedauer: [[read-time]] Minuten
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„Wegwerf-Journalismus“ ist nicht sein Ding, die nachhaltige Auseinandersetzung mit „politischen Irrationalitäten“ schon: Tilo Jung, Gründer des YouTube-Kanals „Jung & Naiv“ (445.000 Abonnent:innen), beschäftigen auf YouTube die „wirklich Mächtigen“. Der Politikjournalist hat sein Hobby zum Beruf gemacht und liebt die Freiheit, auf seinem Kanal selbst entscheiden zu können, mit wem er spricht, was er fragt und welche Regeln dabei gelten. So hat er das Duzen seiner Interviewgäste zu einem seiner Markenzeichen entwickelt – egal, wer vor ihm sitzt.
Sein Ziel nach nunmehr über 500 Interviews (darunter u.a. Horst Seehofer, Wolfgang Thierse, Annalena Baerbock, Jens Spahn, Robert Habeck) ist es, „Politik anders rüberzubringen, als konventionelle Medien es machen“. Warum YouTube dabei die Bühne seiner Wahl ist? Ganz klar, weil YouTube unter den Videoplattformen die beste Alternative sei, er keine Zeitbeschränkungen berücksichtigen müsse – und ihm kein TV-Sender reinrede, so Jung. Dieses Freiheitsbedürfnis zieht sich als roter Faden durch seinen Auftritt und seine Art, an Interviews und Themen heranzugehen. Im aktuellen YouTube Creator Podcast „Meine YouTube Story“ beschreibt er, dass es ihm nicht darum gehe, virale Hits zu erzielen. Das Ziel seien vielmehr Interviews , die auch in zwei oder drei Jahren inhaltlich noch relevant seien – und dass dabei Authentizität und echtes Interesse an Menschen und Themen zähle. „Ich bzw. wir im Team entscheiden, was wir als journalistisch relevanten Beitrag sehen“, sagt er, denn das sei für ihn wichtiger als die Meinung eines TV-Senders. Und das macht seinen Erfolg auch aus.
Anwalt Jun ist auf seinem YouTube-Kanal (13.900 Abonnent:innen) persönlich unpolitisch: Der 46-jährige Jurist, der als „Creator on the Rise“ gilt, hat YouTube während der Pandemie für sich entdeckt: „Plötzlich war da ein Bedarf, juristische Themen unterhaltsam zu erklären“, so der Würzburger. Entsprechend sei es seine Dienstleistung, transparent zu machen, was durch Rechte vorgegeben und was daran politische Auslegung sei. Anlass auf YouTube zu starten, waren für ihn die Querdenker:innen, die mit „,Quatsch-Jura’ Menschen verunsichern, indem sie falsche juristische Positionen als Leitfäden herausgegeben“. Folglich lag es für ihn nahe, auf dem gleichen Kanal aktiv zu sein, wo auch Querdenker:innen sich informieren – auf YouTube. Er habe schnell gemerkt, wie gut seine circa zehnminütigen Videos ankommen: „Glaubwürdigkeit und Authentizität transportiert man in Videos sehr viel besser als in trockenen Texten und Feedback erhält man in Echtzeit.“ Grundsätzlich erstellt er seine Videos im Studio, gelegentlich beim Gassigehen mit seinem Hund, der inzwischen zum beliebten Gast in seinen Videos geworden ist. Um Themen zu finden, setzt er sich mit den Falschinformationen, die durch die Öffentlichkeit geistern, auseinander, ebenso lässt er sich von seiner Community Input geben. Was er in Zukunft vorhat? „Reaction-Videos könnte ich mir vorstellen“, so Anwalt Jun. Wer seine Geschichte erfahren möchte, kann sich diese im YouTube Creator Podcast “Meine YouTube Story” anhören.
In unserem Podcast „Meine YouTube Story“ erzählen weitere, spannende Creators ihre Erfolgsrezepte. Georg Nolte, Pressesprecher von YouTube im deutschsprachigen Raum, und Trends-Managerin Sina Stieding sprechen mit ihnen über ihre Anfänge und Geheimnisse hinter ihrem Erfolg sowie ihre Tipps und Tricks für Anfänger.