Rezo über seine Zerstörervideos: „Ganz ehrlich, ich habe das verflucht.“
01 Dez, 2021 – Lesedauer: [[read-time]] Minuten
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Er ist der wohl berühmteste deutsche YouTube-Creator und in 2021 gleich zweimal auf Platz eins der jährlichen Bestenlisten vertreten: Rezo, der seinen bürgerlichen Namen bewusst geheim hält, hat das erfolgreichste Video des Jahres gelandet und ist 2021 der erfolgreichste Creator – gemessen an der Zahl der Abonnent:innen. Für viele ist er nur „der Typ mit den blauen Haaren und den ,Zerstörungsvideos’“, doch mit seinem Diskurs, den er anregt, schafft er es in sämtliche Medien. Im YouTube-Creator-Podcast spricht er nun offen wie selten über seinen Antrieb, sein Erfolgsrezept und sein „Werkzeug“ YouTube.
Der (Death-)Metal-Richtung entsprungen, baute Rezo 2015 seinen ersten YouTube-Kanal auf (rezo, 1,75 Mio. Abonnent:innen) und machte dort zunächst Musik. 2018 folgte sein zweiter Kanal (Rezo ja lol ey, 1,57 Mio. Abonnent:innen) mit dem Fokus Unterhaltung, 2021 sein dritter, Renzo (628.000 Abonnent:innen). Für seine Community macht er „viel Quatsch und Entertainment auf YouTube“, aber in der breiten Öffentlichkeit ist er bekannt für Videos mit beispielloser politischer Schlagkraft, die 2019 mit Die Zerstörung der CDU begannen. In Zerstörung Teil 1: Inkompetenz kritisierte er zuletzt Politiker:innen – akribisch recherchiert, präzise formuliert.
Regelmäßig lösen seine „Zerstörungsvideos“ eine Welle von Diskussionen aus, ganz Deutschland spricht über sein einprägsames Erscheinungsbild, seine Sprache („Fuck, ist das insane!“) – aber vor allem über den gewaltigen Impact seiner Arbeit. Nicht nur, dass ihm schon sämtliche Titelseiten zuteil wurden, auch Talkshow-Einladungen gehen massenweise ein. „Ganz ehrlich, ich habe das verflucht“, war er vom Arbeitsaufkommen schockiert. Aber: „Ich bin restriktiv, wähle selbst aus, was ich mache und entscheide nach Bauchgefühl, nicht aus Business-Perspektive“, erklärt Rezo. „Wenn ich es nicht fühle, dann sage ich auch Talkshows mit 5 Millionen Zuschauer:innen ab.“
Wie entsteht ein politisches Video, wie lange dauert es von der Idee bis zur Veröffentlichung? Das sei sehr unterschiedlich. „Das CDU-Video hat circa zwei Wochen gedauert, das zur Zerstörung der Presse ein halbes Jahr.“ Ein Knackpunkt: Neben der sorgfältigen Quellenrecherche muss sein Skript sowohl den Freestyle-Duktus erfüllen, als auch so präzise gesprochen sein, dass er rechtlich nicht angreifbar ist. Worin sieht er sein Erfolgsgeheimnis? „Ich mache etwas, das ich mir am Ende auch selbst ansehen würde, das ist ein ganz wichtiges Mindset, dass man von seiner Arbeit überzeugt ist. Und es gehört natürlich viel Glück dazu, denn ich hatte bereits eine große Reichweite und das Timing meiner Themen passte immer.“ Insgesamt 14 Millionen Views seiner „Zerstörungstrilogie“ sprechen Bände. Warum macht er diese Videos? „Ich habe eine Verantwortung gespürt und erkannt, dass ich mit meiner Reichweite die Möglichkeit habe, zur Aufklärung und zum Diskurs beizutragen. Es wäre ,wack’, wenn ich das nicht durchziehen würde.“ Aber er kehrt nicht unter den Teppich, dass „die drei Videos mein Leben gefickt haben. Ich bin voll ausgelastet, ich war teilweise kurz vor dem Abbruch, es sind 14-Stunden-Schichten, die ich fahre.“
YouTube sei für den Impact seiner Aufklärungsarbeit ein wichtiges Werkzeug, das fange schon beim Content selbst an, denn insgesamt gebe es zusammengerechnet eine sechsstellige Anzahl an Kommentaren unter den drei „Zerstörungsvideos“. „Auf YouTube sind viele verschiedene Leute aller Altersgruppen unterwegs, sie ,fronten‘ wenig und der Anteil derjenigen, die sich ernsthaft austauschen wollen, ist auf YouTube enorm hoch“, resümiert er. „Die Kommentare sind die Hauptfrüchte meiner Arbeit.“ Für ihn sei YouTube deshalb die beste Plattform für diese Art von Content und Diskurs.
Die Medien sprechen vom „Phänomen Rezo“ oder vom „Rezo-Effekt“, wenn sie seine Videos bewerten, und durch sein Markenzeichen „blaue Haare“ und den Hype um seine Person liegt die Frage nahe, ob er jemals über ein Branding nachgedacht hat. „Nein, das ist purer Zufall“, so seine Antwort. „Bei meiner Channel-Gründung 2015 hatte ich blaue Haare, vorher hatte ich aber auch schon rote, blonde, pinke und silberne Haare – blau waren sie halt, als ich mit YouTube an den Start ging. Erst als in den Medien immer wieder vom ,Typ mit den blauen Haaren’ gesprochen wurde, fand ich es sinnvoll, blau zu bleiben.“ Der selbst ausgedachte Name „Rezo“ komme aus seiner Zeit als Musik-Creator auf YouTube und habe keine tiefere Bedeutung. Auf Fragen wie „Bist du ein Journalist, ein Content-Creator oder ein Provokateur?“ folgt die Antwort prompt: „Das soll sich jede:r selbst beantworten, es ist mir total unwichtig, wie man mich bezeichnet.“
Getrieben davon, „meinen Shit gut zu machen“, kann Rezo nicht in die Zukunft blicken: „Was ich in einem Jahr mache, weiß ich noch nicht, ich plane immer nur für die nächsten Tage.“ Aber als wortwörtlicher Influencer und Autorität in den sozialen Medien hat er so einiges ins Rollen gebracht – und wird es mit seinem „Bock auf Auseinandersetzung mit Themen“ gewiss nicht stoppen. Wer Rezos ganze Geschichte hören möchte, kann sie sich im YouTube Creator Podcast „Meine YouTube Story“ anhören.
In unserem Podcast „Meine YouTube Story“ erzählen weitere, spannende Creator:innen ihre Erfolgsrezepte. Georg Nolte, Pressesprecher von YouTube im deutschsprachigen Raum, und Trends-Managerin Sina Stieding sprechen mit ihnen über ihre Anfänge und Geheimnisse hinter ihrem Erfolg sowie ihre Tipps und Tricks für Anfänger.
„Meine YouTube Story“ findest du auf den gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Deezer und Amazon Music und natürlich auch auf YouTube.