Aus der Schule zu senden ist für ihn tabu, leidenschaftliche Erklärvideos von seinem Schreibtisch aus zu produzieren genau sein Ding – und selbst das Kanzleramt hat ihn bereits eingeladen: „Lehrerschmidt“ alias Kai Schmidt aus Uelsen in Niedersachsen ist der wohl berühmteste Schulleiter Deutschlands und mit 1 Million Abonnentinnen und Abonnenten auch der erfolgreichste.
Den Impuls, Videos als Hilfestellung für Schülerinnen und Schüler zu erstellen, erhielt er bereits vor sieben Jahren: Schmidt war damals Lehrer an einer Hauptschule und sollte am Schuljahresende die Abschlussprüfungen abnehmen. Doch schnell war klar: Es gab jede Menge Defizite in Mathematik und bei den Hausaufgaben lief nichts rund. Damit die Lieblingsausrede der Schülerinnen und Schüler, man habe die Aufgabenstellung zuhause halt nicht mehr verstanden, nicht mehr zählte, krempelte Schmidt die Ärmel hoch und legte los: Mit Handy, Papier und Stift bewaffnet drehte er Erklärvideo um Erklärvideo, anfangs noch völlig verwackelt, und stellte sie den Prüflingen zur Verfügung. Doch der Schulserver ging schnell in die Knie und den Tipp eines Schülers, auf YouTube zu wechseln, setzte Schmidt noch am selben Tag in die Tat um. Es dauerte nicht lange, da ließ er sich dazu überreden, die Videos öffentlich zu machen – seine Fan-Base dankte es ihm. Zu den Fans gehört auch das Bundeskanzleramt. Sein Einsatz auf YouTube wurde kürzlich mit einer Einladung gewürdigt, Angela Merkel und Schmidt saßen sich in einer Videokonferenz gegenüber.
Was ihn antreibt, sind sein unbändiger Wille und seine Berufung, wie er selbst im Creator-Podcast "Meine YouTube Story" sagt: „Ich bin mit Leib und Seele Lehrer, ich gehöre in die Schule und ich möchte mit den Lernvideos Hilfsmittel zur Verfügung stellen, die den ganz normalen Lernprozess unterstützen.“ Über seine Wahl der Plattform YouTube ist er nach wie vor begeistert: „Ich mag es auf YouTube, weil Videos authentisch sind und weil ich interagieren kann, mein Zuhause ist hier auf YouTube.“ Zu seiner YouTube-Historie gehört auch, dass es zunächst zögerte, als Lehrer auf YouTube sein Gesicht bzw. seine Person zu zeigen. Doch schon nach 2,5 Jahren kam der Moment, in dem er von der reinen Sachebene auf die Beziehungsebene wechselte und fortan für seine Lerngruppe auf seinem Channel zu sehen ist.
Sein Geheimnis ist, inzwischen so viel Übung zu haben, dass zwei Stunden Dreh gleich Videomaterial für zwei Wochen ergeben: „Ich kombiniere meine reguläre Unterrichtsvorbereitung mit der Vorbereitung der Videoinhalte“, so Schmidt. Und neue Format-Ideen hat er auch schon in petto, beispielsweise eine Schnitzeljagd als Videokette, in der Aufgaben gelöst werden müssen.
Glücklich ist er auch mit seiner Community. Kommentare beantwortet er häufig selbst und mittlerweile gibt es sogar immer jemanden unter den Abonnentinnen und Abonnenten, die bei Fragen aus der Community Videos mit den Antworten verlinken. "Sie sind quasi zu Selbstversorgern geworden”, so Schmidt. Neben dem Schwerpunktthema Mathematik gibt es bei „Lehrerschmidt“ weiteren Content, bei dem sich alles um Schule dreht oder reelle Probleme, die sich auf die Schule auswirken, sei es Zeugnisangst oder Anleitungen zum Lernen für Klassenarbeiten und vieles mehr. Immer authentisch, immer lösungsorientiert mit dem Ohr an den Problemen der Schülerinnen und Schüler.
Als er die 100.000 Abonnentinnen- und Abonnenten-Marke knackte, ging es plötzlich steil bergauf und als er nun die eine Million vollmachte, war er überwältigt: „Ich habe so viel Freude daran, die Videos zu erstellen, ich kann mir gerade nicht vorstellen, damit aufzuhören. Das gehört inzwischen zu meiner Berufung.“ Für die Schallmauer von 1 Mio Abos und bis dato 124 Millionen Aufrufen gab es jetzt von YouTube den “Golden Play Button”-Award per Post nach Hause.
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